Werke von J. S. Bach, Buxtehude, Johann Kaspar Kerll, Nicolas Chédeville u.a.
Eintritt: 12,- €
Nicht erst heutzutage ist das Thema Plagiat und Ideenraub in der Kunst ein Thema – besonders Barockzeitalter war es ein wesentlicher Bestandteil der Ausbildung eines Musikers, die Werke seiner Vorbilder abzuschreiben oder zu transkribieren, um daraus zu lernen – oft ganz offiziell unter Nennung des ursprünglichen Komponisten (wie etwa Bach, der Concerti von Vivaldi für große mitteldeutsche Orgel umgeschrieben hat). Aber auch eigene Werke wurden gerne „recycelt“, um sie zu unterschiedlichen Anlässen mehrfach verwenden zu können. Daneben gab es natürlich auch weniger offizielle Handlungen wie das Veröffentlichen fremder Werke unter eigenem Namen oder umgekehrt. Solche waren keine Ausnahme und bieten heute unterhaltsamen Stoff für musikwissenschaftliche Spekulationen.
Die beiden Musiker präsentieren im Konzert einen bunten Querschnitt aus „note rubate“ und bringen diese Werke auf ganz wunderbare Weise mit zwei besonderen Instrumenten zum Klingen: einer Schlüsselfidel, die bis hin zum Barock auf einer Süd-Nord-Achse verbreitet war, von Italien bis nach Skandinavien, und einer wunderbaren historischen Orgel, die diese Musik klanglich ganz authentisch wiedergeben kann.
Das selbige Konzertprogramm wird am 06.07.24 auch auch Oppurg dargeboten: https://orgelsommer.de/orte/oppurg-evangelische-dorfkirche/
Eva-Maria Rusche, geboren in Tübingen, Deutschland studierte Kirchenmusik und Orgel in Lübeck und Stuttgart bei Prof. Jürgen Essl, Prof. Arvid Gast, Prof. Franz Danksagmüller und Cembalo/historische Tasteninstrumente bei Prof. Hans- Jürgen Schnoor und Prof. Jon Laukvik. Ihr Studium in Wien bei Prof. Michael Radulescu und Prof. Gordon Murray sowie zahlreiche Meisterkurse für Orgel, Chor und Improvisation gaben ihr grundlegende Impulse für ihre weitere künstlerische Entwicklung. Ihr Musikwissenschaftsstudium schloss sie mit einer Arbeit über die Untersuchung eines Orgelneubaus um 1700 ab („Werner von Leibzig: ‚Von Probirung einer neugebauten Orgel‘ (1711/1717). Studien zu einer unbekannten Quelle“). Seit Beginn ihres Musikstudiums unterrichtet sie Klavier, Orgel und Cembalo und war als Dozentin für Cembalo an der Musikhochschule Stuttgart tätig. Seit 2009 hat sie Freude daran, die Schüler ihrer Klasse in Konstanz in den Fächern Klavier, Theorie, Improvisation, Ensemble-/Bandspiel und Begleitung zu inspirieren und inspirieren zu lassen. Als Solistin spielt sie Cembalo- und Orgelkonzerte. Sie spielt in verschiedenen Ensembles und konzertierte mit Musikern unterschiedlichster musikalischer Herkunft. Sie ist Mitautorin von „Vivaldi: La Primavera“ und „Vivaldi: L’Autunno“ (Ausgaben für 3 Dudays, Viola und B.c.) und „J.S. Bach: Zweistimmige Inventionen arrangiert für Nyckelharpa und Begleitung“ (in Zusammenarbeit mit Marco Ambrosini). ). 2019 erschien ihre CD „Resonances“ mit dem Ensemble Supersonus bei ECM und 2021 die CD „Alfedans“ mit Marco Ambrosini bei Sony Classical / deutsche harmonia mundi.
Seit 1983 spielt Marco Ambrosini Nyckelharpa, als einer der ersten hauptberuflichen Musiker seit der Barockzeit außerhalb Schwedens. Gemeinsam mit den Geigen- und heutigen Nyckelharpabauern Jean-Claude Condi und Annette Osann trug er maßgeblich zur Weiterentwicklung des Instruments und zu seiner Nutzung auch im Rahmen der Alten Musik bei.
Ambrosini arbeitet als Komponist, Solist und als Mitglied verschiedener Ensembles für Alte Musik, Barockmusik und Zeitgenössische Musik, unter anderem des Studio Katharco und Ensemble Oni Wytars (Deutschland), Els Trobadors (Spanien), Ensemble Unicorn, Ensemble Accentus, Clemencic Consort, Armonico Tributo Austria (Österreich), Ensemble Kapsberger (Rolf Lislevand, Norwegen), L’Arpeggiata (Christina Pluhar, Frankreich), mit Michael Riessler und Jean-Louis Matinier. Im Quintett Supersonus – The Europian Resonance Ensemble wirkt er gemeinsam mit Anna-Maria Hefele, Eva-Maria Rusche, Wolf Janscha und Anna Liisa Eller. 1994 spielte er Barock-Konzerte für die Moskauer Philharmonie als Nyckelharpasolist mit dem Ensemble LAD, 2013 in der Carnegie Hall mit Lucilla Galeazzi. Konzerte und Tourneen führten ihn in mehr als 25 Staaten. Seine Diskographie enthält über 150 CDs.
Die Orgel in der Sömmerdaer Bonifatiuskirche wurde 1702-1709 von Johann Georg Krippendorff (Kölleda) erbaut. Er verwendete dafür auch Teile eines dort schon vorhandenen Instrumentes von 1616. Umfangreiche Umbauarbeiten wurden 1871 von Louis Witzmann und 1935 sowie 1951 von Gerhard Kirchner vorgenommen. In den Jahren 2007 bis 2009 führte Orgelbau Waltershausen die Restaurierung der Orgel durch. Einige Jahre später konnten die Prospektpfeifen aus Zink durch neue Zinnpfeifen ersetzt werden. Außerdem wurde das Glockenspiel, das aus 30 Schalenglocken besteht wieder spielbar gemacht und das Paukenpaar aus dem 18 Jahrhundert wurde ebenfalls restauriert. Die Krippendorff-Orgel ist eine mechanische Schleifladen-Orgel, hat zwei Manuale und 30 Register. Im Herbst 2022 wird mit umfangreichen Bauarbeiten in der Kirche begonnen, an deren Ende möglicherweise auch eine neue Farbfassung der Emporen und des Orgelprospektes steht.